X-Men '97: Warum Animation für Comic*msetzungen die perfekte Ergänzung zu Kino-Blockbustern ist (2024)

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Von: Adam Arndt

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X-Men '97: Warum Animation für Comic*msetzungen die perfekte Ergänzung zu Kino-Blockbustern ist (1)

Mit der Animationsserie „X-Men '97“ haben die Marvel-Studios einen der besten „X-Men“-Bewegtbildinhalte der letzten zehn bis 15 Jahre abgeliefert. Für Fans der Vorlage stellt die Serie ein Fest dar. Gerne darf Zeichentrick als dritter Eckpfeiler neben Kinofilmen und Streamingserien erhalten bleiben und drängt sich in manchen Fällen förmlich auf.

Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!

Eine stark verkürzte Zusammenfassung der Marvel-TV-Serien

Mit WandaVision hat 2021 eine neue Ära bei den Marvel Studios und Walt Disney begonnen, denn plötzlich gab es Serien aus dem Marvel Cinematic Universe auch als TV-Variante, die ganz offiziell Teil des Kanons sind. Natürlich gab es vorher bereits Marvel-Serien wie Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D., Marvel's Agent Carter, Marvel's Runaways, , das von allem am liebsten verdrängte Inhumans oder die Netflix-Produktionen rund um Daredevil und Marvel's The Defenders, die unter Jeph Loebs Marvel Television entstanden sind. Es gab auch Serien teilweise parallel zum MCU wie Marvel's Helstrom, Marvel's M.O.D.O.K. und Hit-Monkey.

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Manche davon galten eine Zeit lang als Teil des MCU, manche wurden später Teil desselbigen und bei manchen davon herrscht Unklarheit, wie sie reinpassen. Allerdings hat spätestens die Multiverse-Saga alle Türen geöffnet, dass diese Stoffe nebeneinander existieren können.

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Auf Mutantenseite gab es The Gifted sowie Legion und die sehr, sehr lose 2000er Marvel-Beteiligung „Mutant X“. Ganz früher auch einmal „Der unglaubliche Hulk“, die japanische „Spider-Man“-Serie oder die amerikanische Spidey-Serie „The Amazing Spider-Man“ aus den späten 1970ern. Nur der Vollständigkeit halber sollen auch die unzähligen Animationsserien seit den 60er Jahren nicht unerwähnt, aber hier nicht aufgezählt sein. Als erstes Animationsserie, die im MCU verortet ist, wurde What If...? etabliert mit bislang zwei Staffeln und einer bereits bestätigten dritten Staffel sowie einem Ableger namens „Marvel Zombies“ eingerichtet. Hierbei werden alternative Geschichte der MCU-Helden und -Schurken erzählt.

X-Tra Wurst

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X-Men '97 ist ein kleiner Ausnahmefall. Das Format setzt die Kontinuität von „X-Men: The Animated Series“, die von 1992 bis 1997 lief, fort, setzt aber von vorne bis hinten auf moderne Technik, Erzählung, Animation und ein Kreativteam mit viel Liebe für die Vorlagen, die zwar durchaus größtenteils, aber nicht ausschließlich, auf dem legendären Run von Comic-Autor Chris Claremont basieren. Aber auch Grant Morrison und einige Werke aus den 90ern, also nach Claremont, werden in einem wahnwitzigen Tempo umgesetzt. Bereits die erste Folge von „X-Men '97“ wusste zu überzeugen, wie man im Pilotreview nachlesen kann.

Manche Arcs, die in den Comics über mehrere Titel oder Monate gestreckt wurden, werden hier in einer Episode dargeboten und es ist der Qualität wahrscheinlich sogar zuträglich, dass Beau DeMayo und sein Team diesen Weg gegangen sind. Es ist immer noch ein Rätsel, warum man sich vom Showrunner getrennt hat, aber womöglich hatte Disney triftige Gründe. Vielleicht hat man sich auch selbst ins Bein geschossen, denn die Drehbuch-Qualität ist einfach so gut - und erwachsen - wie bei wenigen Superhelden-Zeichentrickserien bislang.

Happy X-Nation

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Ob nun „Trial of Magneto“, X-Cutioner, Madelyne Pryor, Jean Grey, Cyclops und „Inferno“: Mr. Sinister und seine Genexperimente, Bastion und „Operation Zero Tolerance“, „E is for Extinction“ („The Name ist Gambit. Remember it!“, Zeitreisen mit Cable und Bishop, die an „Days of Future Past“ erinnern (wobei das in der Originalserie schon adaptiert wurde), Storm und Forge in „Lifedeath“ - die erste Staffel nimmt sich eine breite Palette an X-Storys vor, die so wunderbar umgesetzt wurden, dass es Woche für Woche Appointment-TV wurde einzuschalten und dann anschließend bei X und Instagram zu schauen, was für Memes und Kommentare dazu erschaffen wurden.

Die Möglichkeiten der Animation

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Das geht in dieser Bandbreite, mit diesem Pacing und vor allem dieser Epik auch nur als Animationsprojekt, weil sonst jede Folge 200 Millionen Dollar verschlingen würde. Das „X-Men“-Revival ist somit das, was einem zur Realität werdenden Comic nahe kommt - ein spielbares Erlebnis wäre das nächstbeste, aber auch hier würde eine Umsetzung wohl jegliches Budget sprengen und würde eine Menge Arbeit bedeuten...

Die Ursprungsserie hatte als Samstagmorgen-Cartoon enge Regeln und Beschränkungen, was Sprache und Inhalte anging. Ähnlich war es auch bei „Spider-Man“, bei welchem man etwa keine Schusswaffen oder Faustschläge einsetzen durfte. Die „Teenage Mutant Hero Turtles“ und ihre Anpassungen, was Waffen der Schildkröten angeht und die Streichung des „Ninja“ in Europa, können da auch ein Liedchen von singen...

Zudem war das Budget begrenzt und die Zeit knapp, um möglichst viele Folgen Woche für Woche rauszupumpen. Besser hatten es da die DC-Serien von Bruce Timm, wie zum Beispiel „Batman: The Animatied Series“, „Superman“ oder „Justice League“, hinbekommen, die allein in der Animation recht konstant ablieferten.

Mehr Freiheiten, weniger Beschränkungen, bessere technische Mittel

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Im Jahr 2024 ist das Budget zum Glück deutlich höher, die technischen Möglichkeiten sind ganz neue und entsprechend ist ein Look vorhanden, der stellenweise den Atem raubt. Es gibt pro Folge meist mehrere Momente, die man sich als Fan einrahmen oder vom Lieblingszeichner nachmalen lassen möchte (was der Verfasser dieser Zeilen schon öfter mal gemacht hat).

Dabei setzt man auf das Beste der beiden Welten: Nostalgie durch Intro/Outro und eine kleine Zeitreise in die 90er, aber mit erzählerischer Modernität und aktuellen Sensibilitäten, wie etwa bei der Figur Morph, die sich nonbinär gibt und ein Faible für Wolverine hat...

Gleichzeitig muss man als Streaming-Serie für ein älteres Publikum nicht unbedingt darauf achten, dass es zimperlich zugeht, bleibt aber in einem gewissen PG-Rahmen - also nicht so wie die Kollegen von Invincible, Diabolical oder Harley Quinn. Oder gar die hausinternen Serien Marvel's M.O.D.O.K. und Hit-Monkey. Nachtrauern kann man allerdings immer noch der 2018 abgesägten „Deadpool“-Serie von Donald Glover und FX...

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Disney+ und die Marvel Studios scheinen aber, im passenden Kontext, auch Stoffen für ältere Zuschauer nicht abgeneigt zu sein, wie eben What If...? (Stichwort „Marvel Zombies“) gezeigt hat. Hier wird ja auch ein eigener Ableger folgen und „“ sowie „Blade“ dürften auch weitere Stoffe mit R-Rating im MCU nach sich ziehen. Und auch Punisher, Daredevil, Jessica Jones, Moon Knight, das Special „Werewolf by Night“ und weitere Beispiele zeigen, dass Marvel nicht immer nur FSK 12 sein muss.

Apropos „What If...?“: Auch diese Serie hat in der ersten Staffel mit dem Infinity-Ultron-Staffelbogen gezeigt, dass hier ein sehenswertes Erlebnis geschafft werden kann, was unter normalen Realverfilmungsumständen jegliches Budget gesprengt hätte, hier aber als kurzweilige Geschichte präsentiert werden konnte (Ausführliche Reviews zur ersten Staffel „What If...?“ gibt es übrigens hier zu lesen). Zumal Marvel die Tendenz hat, manche Big Bads nur in einem Film einzusetzen und dann in den Schurkenruhestand zu schicken.

Das 90er Animated Marvel Universe lebt

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Die etablierte Marvel-Kontinuität aus den 90ern kann man mit mehreren kleineren Cameos von Figuren aus den Avengers, Spider-Man, Daredevil und Co ausschöpfen, übertreibt es dabei aber dennoch nicht mit den Gastauftritten, sondern verliert nie die Mutanten selbst aus dem Fokus. Trotzdem wünscht man sich als Fan der zeitgleichen „Spider-Man“-Serie auch hiervon liebend gerne eine solche Modernisierung...

Auch Wolverine, der in den Spielfilmen sehr präsent war, setzt man nur in wohldosierter Menge ein. Das ist alles sicherlich auch ein wenig nischig und wird nicht jedem zusagen, baut in gewisser Weise aber auf Vorwissen oder Liebe für die „X-Men“ auf und ist dadurch ein Positivbeispiel für Fanservice, der richtig gemacht wurde.

Das Mittel der Cliffhanger wird ebenso meisterlich eingesetzt, so dass man stets einen Drang hat, einzuschalten, um mitreden zu können, weil man sich hier womöglich so wenige Spoiler wie möglich wünscht, da das wöchentliche Veröffentlichen hier die richtige Entscheidung darstellte...

So auch beim Staffelcliffhanger, der die Teammitglieder in unterschiedliche Zeitebenen von 3000 v. Chr. bis 3960 n. Chr. katapultiert und dort schon jetzt einen vielversprechenden Arc mit En Sabah Nur aka „Apocalypse“ andeutet, der zwar auch schon im Original eine Rolle spielte, aber in den Händen dieses Kreativteams vielleicht erst sein volles Potential entfalten kann. Besonders Filmfreunde, die von Oscar Isaacs Interpretation der Figur enttäuscht waren, sollten dann vielleicht bei der Fortsetzung mal einen Blick riskieren...

Die animierten „X-Men“ als Kinovorbild?

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Ein letzter Gedanke, den das Internet gerne mitspinnt und für den es diesmal sogar - meiner Meinung nach - genügend Beweise gibt, ist das Crossover zwischen MCU und dem Zeichentrickuniversum innerhalb der Multiverse-Saga. Nachfolgend könnt Ihr Euch nun daher auf Spoiler zum aktuellen Stand im Marvel Cinematic Universe und einige Spekulationen zur Phase sechs einstellen...

So war Patrick Stewards Prof. X in „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ klar eine Hommage an den Cartoon-Xavier, was durch die Melodie und den gelben Hover-Rollstuhl unterstrichen wurde. Beast in der Abspannszene von „The Marvels“ sah in seinem Laborkittel ebenfalls eher aus wie die Zeichentrickversion als eine der anderen beiden etablierten Filmfiguen, die von Kelsey Grammar und Nicholas Hoult gespielt wurden.

„Secret Wars“, wie „Avengers 5, 6 oder 7“ heißen könnte, stellt eine perfekte Möglichkeit dar, entweder das Fox-Universum mit dem Disney-MCU kollidieren zu lassen oder eben die Zeichentrickmutanten dafür zu nutzen - je nachdem, was der genaue kreative Plan von Kevin Feige und Co ist und was für eine Art von Reboot nach dem Ende von Phase sechs geplant ist.

Die Phasen vier bis sechs sind bislang sehr nostalgisch gefärbt und ermöglichen zahlreiche Spielereien mit Figurenvarianten. Eigentlich würde man annehmen, dass ein frischer Start mit komplett neuer Besetzung angepeilt wird. Aber man weiß ja nie, denn „nostalgia is a hell of drug“... Bis dahin jährt sich auch schon der erste „X-Men“-Film zum 25./26. oder 27. Mal. Vielleicht wartet man auch bis zum 30. Jahrestag, denn man kann es ja immer mal etwas verschieben und Marvel will eigentlich eher auf Qualität statt Quantität setzen. Bis dahin kann man durchaus mehrfach hören, wie gesagt wird: „To me, my X-Men!“

Die erste Staffel verdient jedenfalls aus den genannten Gründen volle fünf von fünf Optic Blasts!

Hier abschließend noch der Originaltrailer zur Serie „X-Men '97“, die Ihr bei Disney+ streamen könnt:

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